Obersberg bietet einzige Fachklasse E-Commerce des Landes an
Bad Hersfeld – Seit einem halben Jahr läuft der neue Ausbildungsberuf Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce an der Modellschule Obersberg, die Hessens einziger Landesfachklassenstandort ist.
Insgesamt 39 Schüler werden in zwei Klassen blockweise an der Modellschule unterrichtet, jeweils drei Blöcke pro Schulhalbjahr. Im November fand das erste Ausbildertreffen statt. „Wir haben sehr positives Feedback erhalten. Die Kooperation mit den Ausbildungsbetrieben ist trotz teilweise großer Entfernung sehr gut“, versichert Anette Kammerzell-Schuchert, Leiterin der kaufmännischen Berufsschule. Die Auszubildenden mit der weitesten Anreise kämen aus Wiesbaden und Darmstadt. In Bad Hersfeld bietet Grillfürst die Ausbildung an.
Die Auszubildenden lernen kaufmännische Grundlagen, angepasst für Berufe im ECommerce, sowie das Erstellen und Betreuen eines Internet-Shops. Um das zu üben, haben die Schüler intern eigene Webshops zum Ausprobieren erstellt. Auch rechtliche Grundlagen wie Datenschutz und allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) werden vermittelt.
„E-Commerce-Kaufleute sind die Schnittstelle im Unternehmen“, beschreibt Kammerzell-Schuchert den Ausbildungsberuf. „Sie kümmern sich um die Online-Präsenz und schauen, wie diese beim Kunden ankommt.“ Aber auch Unternehmen, die keinen eigenen Online-Shop haben, könnten mit einer Kooperation mit einem Partnerbetrieb den Ausbildungsberuf anbieten und so auch ausbilden, selbst wenn ein Teilbereich nicht abgedeckt sei. Betriebe, die Interesse haben, in dem Bereich auszubilden, müssen sich bei der IHK melden und werden dort einer Prüfung unterzogen, erklärt Kammerzell-Schuchert. Es gebe bereits einige neue Betriebe, die Interesse gezeigt hätten. Man versuche, eine Klasse mit Schülern aus dem Kreis und dem Werra-Meißner-Kreis zusammen zu bekommen.
Janik Seipp arbeitet in Allendorf-Eder. In seinem Unternehmen konnte er den Online-Shop selbst aufbauen und mitgestalten. „Es war spannend, die Theorie aus der Schule in die Praxis umzusetzen“, sagt der Auszubildende.
Auch Sarah Niederbühl hat den Online-Shop ihres Ausbildungsbetriebs mitgestaltet. „Ich war von Anfang bis Ende dabei. Ich habe die Produktfotos geschossen und die Produktbeschreibung geschrieben. Das hat mir total viel Spaß gemacht, weil ich gerne kreativ arbeite“, sagt sie. Yannik Grüneberg ergänzt: „Ich fand es spannend, hinter die Kulissen zu schauen. Im Alltag sind Online-Shops für uns ja längst eine Selbstverständlichkeit. Es gibt kaum noch einen Betrieb ohne Online-Shop.“
„Für den Beruf sollte man aber schon computeraffin sein“, sagt Carl Müller, auch wenn Programmieren nicht zu den Inhalten des Ausbildungsberufs zählt. Alle sind sich einig: Sie würden die Ausbildung wieder machen und sehen gute Chancen für die Zukunft. Lehrerin Anette Kammerzell-Schuchert betont: „Der Beruf wächst.“
Ab August starten die neuen Auszubildenden. Auf der Website der Modellschule Obersberg sind die neuen Blockzeiten für den Unterricht bereits einsehbar.
von Alena Nennstiel
Foto: Alena Nennstiel
Quelle: Hersfelder Zeitung vom 20.03.2019, S. 2.