Was gibt es überhaupt in Litauen, was man kennenlernen könnte?

Was gibt es überhaupt in Litauen, was man kennenlernen könnte?

Das haben wir acht Schüler aus der E1 und Q1 gemeinsam mit unseren Lehrerinnen Katharina Müller und Jana Möhrke, uns auch gefragt.
Und jetzt?
Jetzt wissen wir die Antwort: herzensgute Menschen, wunderschöne Natur und eine faszinierende Kultur mit vielfältigen Traditionen.
Am 19.10. kamen wir in Šiauliai an und wurden sehr warm empfangen. Strahlend wurde uns Brot mit Salz angeboten und nach einem Gruppenfoto sind wir zu unserer jeweiligen Gastfamilie nach Hause gefahren. Dort gab es erste kulturelle Austausche, wobei man viel Neues über litauische Sitten und Bräuche erfahren hat. Aber nicht die Kultur stand an diesem Kennenlernabend im Vordergrund, sondern die Familie. Man hat sich gegenseitig von Zuhause erzählt und viele persönliche Dinge miteinander geteilt.
Natürlich hatte unser Austausch dort auch ein Überthema, mit dem wir uns beschäftigten:
„Lehren und Lernen ohne Grenzen“.
In der Schule haben wir uns in gemischten Gruppen gegenseitig besser kennengelernt und uns über das Thema Gedanken gemacht. Bei der daraufhin folgenden Schulführung haben wir dann festgestellt, dass wir schon ein bisschen neidisch auf ihre Schule sind: ein Freizeitraum, ein Tonstudio, eine Kunstkammer und ein Fotostudio – und das war nur, was der Keller zu bieten hatte.
Nach der Besichtigung des Kellers kamen wir zu einem ganz besonderen Ort in der Schule, man könnte sagen dem „Herzstück“: das Schulmuseum. Dort konnten wir nachvollziehen, warum diese Schule so bedeutend ist und eine der besten in ganz Litauen: Voller Geschichte und auch Widerstand gegen ihre Widersacher ist das Julius-Janonis-Gymnasium (auf litauisch „Juliaus Janonio gimnazija“, Šiaulių Juliaus Janonio gimnazija) ein wahres Zeichen der Beständigkeit Litauens. Geschichtlich sind wir also definitiv nicht zu kurz gekommen und haben einiges dazugelernt!
Einige Highlights, die auch zum Motto „Lehren und Lernen“ passen, lassen sich hervorheben:
Unter anderem gab es einen Kulturabend, an dem wir traditionelle Volkstänze lernten und regionaltypische Speisen aßen. Auch das Brotbacken in einer alten Mühle war interessant. Vor Ort wurde uns ein weiterer Teil der litauischen Geschichte nähergebracht und wir gingen alle, mit einem Brot in der Hand, zu unseren Gastfamilien nach Hause. Ein kleiner Bonus bei dieser Aktivität war die Schaukel im Garten der Mühle, die unseren Nachmittag sehr geprägt und uns als Großgruppe sehr viel Spaß bereitet hat. Des Weiteren haben wir in der Schule Gruppenarbeiten zu dem Thema „Was kann man von Freunden lernen?“ gemacht:
Was würdet ihr sagen, repräsentiert uns gut und ist auch etwas, was man gut anderen beibringen kann? Wir deutschen und litauischen Schüler haben uns in gemischte Gruppen aufgeteilt, wobei sich teils Lehrende, teils Lernende ergaben. Eine Gruppe lernte zum Beispiel litauische und deutsche Schimpfwörter und lernte dabei, welche Schimpfwörter durchaus legitim sind und welche dagegen man vor allem aus Diskriminierungsgründen gar nicht gebraucht. Hierbei war Frau Möhrkes Input unerlässlich;) Eine andere Gruppe lehrte und lernte Zungenbrecher in der jeweiligen Sprache, was sich wirklich als schwierig erwies.
Andere wiederum lernten ein litauisches Lied namens „Kunigunda“, wobei das Lernen der Aussprache einiges an Zeit in Anspruch nahm. Auch Schach, ein Kartentrick und sogar elektrisches
Einradfahren wurden gelehrt und gelernt. Insgesamt haben alle von uns neue Kompetenzen erworben, auch wenn es teilweise vielleicht auch nur Geduld war. Hauptsache wir hatten alle Spaß und ja, auch wenn es absurd klingt, aber Lehren/Lernen hat mal wirklich Spaß gemacht.
Neben den sozialen Aktivitäten besuchten wir auf der Hinfahrt die lettische Hauptstadt Riga, auf der Rückfahrt die litauische Hauptstadt Vilnius, die Universität in Klaipeda und wir erwarben grundlegende Fähigkeiten im Bernsteinfischen in Karkle.
Der Abschied am 24.10. fiel uns allen schwer. Wir hatten eine Woche voller wunderschöner Einblicke, Erfahrungen und riesiger Gastfreundschaft hinter uns – aber vor allem voller Erinnerungen. Zudem die Erkenntnis, dass Osteuropa eben auch zu Europa gehört und unsere eigene mittel- und westeuropäische Interessensfokussierung aus vielen Gründen zu hinterfragen ist.
Wir haben in dieser kurzen Zeit viele neue Freundschaften geschlossen, die über Grenzen hinweg gehen, weshalb wir uns auch auf den Gegenbesuch der Litauer Ende Januar freuen. Unser Ziel ist es, sie mindestens genauso herzlich willkommen zu heißen und aufzunehmen, wie sie es mit uns getan haben. Denn nur ein „Danke!“ wäre längst nicht genug.
 
von Sarah Querl und Laura Orth
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