„Wir Kinder des 20. Juli“: Tim Pröses Lesung an der Modellschule Obersberg

„Wir Kinder des 20. Juli“: Tim Pröses Lesung an der Modellschule Obersberg

Am Mittwoch, 5. Februar 2025, hielt der Journalist und SPIEGEL-Bestsellerautor Tim Pröse im Audimax der Modellschule Obersberg eine Lesung zu seinem neusten Buch „Wir Kinder des 20. Juli. Gegen das Vergessen: Die Töchter und Söhne des Widerstands gegen Hitler erzählen ihre Geschichte“. Rund zweihundert Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 und 12 hörten der Lesung über die Schicksale der Kinder der Widerstandskämpfer um Graf von Stauffenberg zu und durften abschließend Fragen stellen.

„Was wäre, wenn ihr heute nicht mehr eure Meinung sagen dürftet?“, begann Tim Pröse seine Lesung mit einem Gedankenexperiment. Er versetzte die Schülerinnen und Schüler in die Lage der Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus, in welcher junge Männer aus den Schulen geholt und in den Krieg geschickt wurden und weitere Klassenkameraden verschwanden, weil sie aufgrund ihrer jüdischer Abstammung in Konzentrationslager deportiert wurden. Er erzählte von der Grausamkeit der Gaskammern und ließ seine Fingernägel an der Betonwand des Audimax‘ entlangfahren, um die Verzweiflung der Inhaftierten in den letzten qualvollen Augenblicken ihres Lebens in den Gaskammern zum Ausdruck zu bringen.

Detailreich erzählte Tim Pröse von dem gescheiterten Attentat an Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Trotz des von Graf von Stauffenberg gezündeten Sprengstoffes überlebte Hitler und ließ alle Beteiligten am Umsturzversuch exekutieren. So kam es dazu, dass die Töchter und Söhne der Widerstandskämpfer ohne Väter und in sogenannten „Umerziehungsheimen“ aufwuchsen.

Pröse hat die Nachfahren der Widerstandskämpfer getroffen und ihre Erlebnisse in seinem Buch „Wir Kinder des 20. Juli. Gegen das Vergessen: Die Töchter und Söhne des Widerstands gegen Hitler erzählen ihre Geschichte“ aufgeschrieben.

In seiner Lesung beschrieb er die Trauer der Kinder, die bereits früh ihre Väter verloren und mit der Last ihres Namens leben mussten. Doch diese Trauer und der Glaube habe sie stark gemacht.  Gerührt berichtete Pröse von seinen Treffen mit Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, ältester Sohn von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der an ein Wiedersehen mit seinem verstorbenen Vater nach seinem Tod glaubt.

Tim Pröse betonte die Wichtigkeit des Erinnerns. Vor allem heute dürften die Verbrechen der Nationalsozialisten niemals in Vergessenheit geraten. So warnte Pröse vor Verharmlosungen und dem wachsenden Rechtsextremismus. Es sei wichtig, für die demokratischen Werte zu kämpfen.

von Zoé Fischer

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