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„Wir schützen jüdisches Leben!“ – Gedenkandacht zur Reichspogromnacht

„Wir schützen jüdisches Leben!“ – Gedenkandacht zur Reichspogromnacht

Einen Tag früher als in den restlichen Städten Deutschlands fand am Freitag, 8. November 2024, in Bad Hersfeld die Gedenkandacht zur Reichspogromnacht statt. Es versammelten sich gegen 15 Uhr rund 70 Menschen in der Nähe der ersten abgebrannten Synagoge Deutschlands am Schillerplatz.

Vor 86 Jahren begann in Bad Hersfeld die Reichspogromnacht, einen Tag vor den anderen deutschen Städten. Vor allem am 9. und 10. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten in ganz Deutschland Geschäfte jüdischer Besitzer, randalierten jüdische Schulen und zündeten Synagogen an. Viele jüdische Bürger fielen den Misshandlungen durch Nationalsozialisten zum Opfer.

An diese Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung zur Zeit des Nationalsozialismus wurde am Freitag erinnert. Zu Wort kamen Werner Schnitzlein von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg und Organisator der Gedenkandacht, die Bürgermeisterin der Stadt Bad Hersfeld Anke Hofmann, der Landrat Torsten Warnecke, die Pröpstin der evangelischen Kirche Sabine Kropf- Brandau und Monsignore Bernhard Schiller der katholischen Kirche.

Zu Beginn las Schnitzlein stellvertretend die Rede von Bundestagsabgeordneten Michael Roth vor.

In ihren Reden betonten die Mitwirkenden die Wichtigkeit, heute noch jüdische Gemeinschaften zu unterstützen und vor dem aufkeimenden Rechtsextremismus zu schützen. Es wurde auf das Wegschauen der Bürger damals hingewiesen, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Passend dazu verteilte die Pröpstin Sabine Kropf-Brandau Aufkleber und Anstecker mit der Aufschrift „Wir schützen jüdisches Leben!“. Ihre Botschaft lautete somit, sich gegen Rassismus und Antisemitismus einzusetzen. Weiter wurde an ein friedvolles und gewaltfreies Zusammenleben appelliert.

Der Landrat Torsten Warnecke machte darauf aufmerksam, dass man Nationen unterstützen dürfe, aber trotzdem Kritik an die Regierungen äußern könne. Er bezog sich in seiner Rede auf den Krieg in der Ukraine und in Israel, um zu zeigen, wie wichtig der Zusammenhalt der Gesellschaft in schwierigen Zeiten sei.

Danach sang Annette Willing von der Jüdischen Gemeinde Felsberg auf hebräisch das jüdische Gebet El male rachamim und erinnerte an die Opfer der Konzentrationslager.

Der Posaunenchor des CVJM und der evangelischen Kirche in Bad Hersfeld begleitete die Andacht unter der Leitung von Gesa Hild. Vor dem Denkmal platzierten Schülerinnen und Schüler der Demokratie-AG sowie Lehrkräfte der Modellschule Obersberg aus Bad Hersfeld zwölf Kerzen zum Gedenken an die Verstorbenen.

Abschließend sang die Schülerin der Modellschule Obersberg Lara-Luisa Rühl mit den Teilnehmern ein Lied über Hoffnung und Leben.

Die zentrale Botschaft der Andacht war nicht nur das Gedenken und Erinnern an die Verbrechen zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Vielmehr wurde appelliert, Zivilcourage zu zeigen und sich in der Gesellschaft zu engagieren. So seien das Gestalten der Zukunft und die Entwicklungskraft einer geeinten Gesellschaft wichtiger denn je.

von Anjana Rode und Zoé Fischer

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