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Erasmus + Schülermobilität in der E-Phase: Leben und arbeiten in der Finanzwelt Luxemburg

Erasmus + Schülermobilität in der E-Phase: Leben und arbeiten in der Finanzwelt Luxemburg

Fremde, wenn auch nahegelegene Länder zu erkunden, zu entdecken und tiefer kennenzulernen, hat mich schon immer gereizt. Außerdem interessiert mich die Finanzwelt in all ihren vielseitigen Aspekten und besonders das Handeln von Wertpapieren. Als sich dann die Möglichkeit ergab, beides zu verbinden, war ich sofort Feuer und Flamme. Mein Praktikum streckte sich eigentlich über zwei Abschnitte, drei Wochen während der Osterferien und dann nochmal zwei Wochen während des regulären Schülerpraktikums in der E2 der MSO, für die ich über Erasmus+ sogar eine finanzielle Förderung für die Fahrt- und Aufenthaltskosten erhalten habe.

An das Praktikum bin ich ohne große Ansprüche gegangen, weil ich mir sicher war, dass, egal was ich lernen würde, es würde etwas Neues und Interessantes sein. Meine Ziele waren aber, genauer zu verstehen, wie institutioneller Aktienhandel und Portfoliomanagement genau funktioniert und woraus die Aufgaben eines Fondmanagers bestehen. Immerhin sind sie auch nur Menschen, die Aktien kaufen und verkaufen. Wo sind da die Unterschiede zu uns kleinen Investoren? Auch die Herangehensweise an eine wirklich fundamentale Aktienanalysen war mir vollkommen unbekannt, weswegen ich mir auch darin einen Einblick erhoffte.

Aber nicht nur in das Leben eines Aktienanalysten wollte ich Einblick bekommen, auch vom Luxemburger Lebensgefühl wollte ich etwas mitnehmen. Wie verbindet ein Luxemburger Leben und Arbeit? Was sind die Unterschiede zu Deutschland, immerhin trennt uns nur eine geographische Grenze. Und was heißt es überhaupt, Luxemburger zu sein?

Diesen vielen neuen Erfahrungen fieberte ich entgegen und war trotzdem recht gelassen, da dies nicht das erste Mal war, dass ich eine längere Zeit im Ausland verbrachte. Nur diesmal war der Unterschied, dass ich komplett auf mich alleine gestellt leben würde.

Mein Praktikum habe ich im Porfoliomanagement eines kleineren Asset Managers gemacht, der ca. 3,5 Mrd Euro verwaltet und dessen Fokus auf ethisch-ökologisch vertretbaren Investments liegt. Ich arbeitete etwas außerhalb von Luxemburg in einem Team bestehend aus Deutschen und Luxemburgern. Keine Seltenheit, denn aufgrund der attraktiven Arbeitsverhältnisse arbeitet halb Trier in Luxemburg und pendelt jeden Morgen nach Luxemburg. In das Team wurde ich gut aufgenommen und ich konnte mich schnell einleben, aufgrund der guten Atmosphäre fühlte sich alles sehr familiär an. Auch konnte ich in meiner Freizeit etwas Zeit mit einem gleichaltrigen Sohn, Adam, eines Portfoliomanagers verbringen und etwas über Luxemburg lernen.

Insgesamt habe ich nicht nur etwas über Luxemburg gelernt und es mit all seinen Sehenswürdigkeiten wie dem Präsidentenpalast, dem Museum für moderne Kunst MUDAM, der Philharmonie, den Kasematten, dem Alzettetal und all seinen belebten Plätzen erkundet, sondern mich auch intensiv mit dem Arbeitsleben im Portfoliomanagement beschäftigt. ich hatte das große Glück, dass mir mein Unternehmen ein eigenes Bloomberg Terminal zur Verfügung stellte. Das Bloomberg Terminal ist eine Software für Financial Professionals, welches Echtzeitnachrichten vieler renommierter Anbieter zur Verfügung stellt. Außerdem findet man im Terminal Infos zu allen erdenklichen finanziellen Daten eines Unternehmens unter verschiedenen Kurzbefehlen, darunter Supply Chains, M&A Aktivität, Unternehmensstruktur, Equity Research Berichte renommierter Häuser und sogar Echtzeitdaten für verschiedene Events wie Waldbrände, Cyclone und so weiter, die man auf einer Heat Map zusammenführen kann.

Meine Aufgabe war es u.a., den Newsflow im Terminal zu bewerten und auszuwerten. Jeder Analyst hat eine bestimmte Anzahl an Ländern, Märkten und Aktien, die sich im investierbaren Universum befinden auf eine Worksheet und screent diese andauernd. In meinem Fall waren diese Aktien aus ganz Südamerika, UK, Spanien und Italien und zeitweise Deutschland, was vor allem während der Earningsseason anstrengend war, da die Auswertung der berichteten Ergebnisse jedes Mal eine große Menge an Zeit in Anspruch nahm. Außerdem tauschte ich mich jeden Morgen mit meinen Kollegen über die Entwicklungen aus, immer auf der Suche nach guten Zeitpunkten für einen Einstieg oder einen Verkauf.

Für mich war das Praktikum in vielerlei Hinsicht eine unglaubliche Erfahrung. Zwar habe ich vorher schon Praktika absolviert, aber bisher habe ich mich nie so eingebunden, gefördert und gefordert gefühlt. Dies liegt zum Teil daran, dass man mit steigendem Alter ernster genommen wird, aber auch an meinen Kollegen, die mich sehr herzlich aufgenommen und aktiv mit eingebunden haben. Ihr Verdienst war es auch, dass ich mein Wissen über den Beruf des Equity Analysten deutlich erweitern konnte und mein Interesse an diesem Beruf nur noch weiter gewachsen ist. Ich durfte lernen, wie vielseitig dieser Beruf eigentlich ist, was für einen Stress er manchmal doch mitbringt, aber auch, wie schön es ist, einen Beruf zu haben, wo man seinen Finger am Puls der Zeit hat und am Ende sehen kann, dass man für seine Kunden wortwörtlich einen Mehrwert geschaffen hat.

Privat wurden meine Erwartungen auch übertroffen. In meiner doch recht kurzen Zeit in Luxemburg konnte ich mich schnell einleben und vor allem kennenlernen, was es heißt, Luxemburger zu sein. Das ist nämlich um einiges einfacher, als man vielleicht denken könnte. Luxemburg ist ein Treffpunkt dutzender Nationen, die alle zum Arbeiten nach Luxemburg gekommen sind. Man trifft in Luxemburg auf verschiedenste Kulturen, die alle akzeptiert und gefördert werden.

Ob ich in naher Zukunft in Luxemburg leben und arbeiten möchte, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ich kann aber jedem nur empfehlen, solche Möglichkeiten bereits in der Schulzeit zu nutzen.

Dominik Langer, LK Wirtschaft Q1 

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